1. Teil – Die Jahre 1931 – 1945

1. Teil – Die Jahre 1931 – 1945

Elf Freunde müsst Ihr sein, um Siege zu erringen, dies schöne Wort soll uns auf’s Neu durchdringen.

Vor langer Zeit in Karl Stock’s Hütte
saß Gatows Jugend. In ihrer Mitte
Herr Doktor Auta, des Vereins Begründer,
der sprach ganz sachlich: “Hört mal liebe Kinder,
was haltet Ihr vom Fußballsport?

Ganz groß, ganz prima, das ist mal ein Wort,
so tönt es munter in der Runde
und dann nach einer knappen Stunde,
die Köpfe rauchten, daß die Bude blau,
stand fest der stolze Name: G.S.V

Nun fingen auch die Sorgen an,
Herr Ernst, der zeigte sich als Mann,
er gab den Leuten ein Stück Acker
und hierauf schuftete nun wacker
die kleine Schar im Schweiß der Füße,
so wuchs denn hier anstatt Gemüse,
der Fußballplatz für den Verein.

Beim Buddeln fiel uns plötzlich ein,
wo nehmen wir die Tore her?
Auch dies Problem war nicht so schwer,
da wurde eifrig Geld gesammelt,
dann Holz gekauft und eingerammelt.

Zurückzuhalten die Zuschauermassen
mußten wir dem Platz ‘ne Umrandung verpassen.
Zum Förster ging es in den Wald,
ein paar Bäume war’n gefunden bald,
und zeigten Blasen auch die Hände,
auch diese Last nahm mal ein Ende.
Die Zuschauer blieben freilich aus,
doch holten sie sich unser Holz nach Haus.

Nun noch den Fahnenmast aufgestellt,
jetzt wehte über unser Feld,
ob Sonnenschein, ob Schnee, ob Eis,
die stolze Fahne grün und weiß.

Wir zogen froh zum Spielen aus
und kamen immer spät nach Haus
mit ‘ner Packung meistens obendrein,
doch keiner kriegte uns mal klein,
bei Onkel Emil’s gutem Bier,
vergaßen unsern Kummer wir.
Und kam der nächste Sonntag dann,
stand Gatow wieder wie ein Mann.

So woll’n wir heute nach 10 Jahren
dran denken wie so stolz wir waren
nach jedem Kampf den wir gewannen
und woll’n mit allen unseren Mannen
dem Sport auf’s Neu verbunden sein.

“Hoch lebe der Gatower Sport-Verein”.

Mit diesem Gedicht wurde 1941 dem 10-jährigen Bestehen des SC Gatow gedacht.Unter dem Motto „Elf Freunde müßt ihr sein, um Siege zu erringen! Dies schöne Wort soll uns aufs neue durchdringen.“ fanden sich am 27. November 1931 um 20.00 Uhr in „Karl Stocks-Hütte“ , einer damaligen Stehbierhalle, genannt der Eiskeller, des Gasthauses Zur Linde in Gatow 18 Kameraden zusammen, die den „Gatower Sportverein von 1931“ gründeten.Vorher war schon unter den Bekannten eine Gründungsliste umhergereicht worden, in die sich jeder Interessierte einzeichnen konnte mit dem Vermerk, ob er als aktives oder passives Mitglied mitzumachen gedächte. Dem Gründungskomitee gehörten Prof. Dr. Auta, der Initiator und Mäzen, sowie die Kameraden Martin Burdach und Walter Topel an. Am Gründungstag gesellten sich folgende Kameraden dazu: W. Burdach, F. Burdach, A. Them, Erwin Them, B. Behrendt, H. Rossa, H. Bohn, E. Scheibe, R. Görsch, O. Weichert, Kurt Sell, A. Koglin, E. Beelitz, P. Ihloff und H. Volkmann.

Sie alle zusammen bildeten die Gründungsversammlung. Auf Vorschlag von Prof. Dr. Auta wurde Martin Burdach einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt. Als solcher stand er 12 Jahre dem Verein vor. Der weitere Vorstand setzte sich wie folgt zusammen: Kassierer: Walter Topel, Schriftführer: Walter Burdach, Ballwart: Emil Beelitz. Welche Ironie des Schicksals für Kamerad Beelitz: Ein Ball soll noch gar nicht vorhanden gewesen sein!

Als Vereinsfarben schlugen die Gründer GRÜN-WEISS vor, die Versammlung bestätigte diesen Vorschlag. Als weiterer Punkt stand die Schaffung eines Sportplatzes auf der Tagesordnung. Nach vielen Diskussionen hierüber ging man ohne Klärung der Angelegenheit auseinander. Wenige Tage darauf fanden zwischen Prof. Dr. Auta und Martin Burdach einerseits und dem Landwirt Otto Ernst andererseits Besprechungen statt, die zu dem Ergebnis führten, daß Bauer Ernst dem neugegründeten „Gatower Sportverein“ ca. 2 Morgen Wiese an der Feldscheune am heutigen Groß-Glienicker Weg unentgeltlich zur Verfügung stellte. Hocherfreut hierüber gingen alle Gründer-Kameraden mit Elan an die Arbeit, aus der überlassenen Wiese den Sportplatz zu schaffen. Kamerad Ernst stellte darüber hinaus noch Fuhrwerke zum Transport der anfallenden Sandmassen zur Verfügung. Da der größte Teil der Mitglieder arbeitslos war, wurde so in kurzer Zeit der Sportplatz geschaffen, auf dem viele Jahre so manch heißer Fußballkampf ausgetragen wurde.

Die nächste Versammlung, die zum 23.12.1931 einberufen wurde, brachte erneut eine angenehme Überraschung: Prof. Dr. Auta hatte aus eigenen Mitteln grün-weiße Jerseys, Stutzen und weiße Hosen beschafft, die an die aktiven Mitglieder ausgegeben wurden. Daneben erhielten einige arbeitslose Kameraden Fußballschuhe. Das war ein Weihnachtsfest, im wahrsten Sinne des Wortes. Am 1. Weihnachtsfeiertag 1931 wurde das 1. Spiel in Gatow gegen SC Siegfried Groß-Glienicke ausgetragen und endete mit einem 13:1 Erfolg der Gäste. Ein schöner Erfolg, nicht wahr? Wenn man bedenkt, dass gleich im ersten Spiel ein Tor geschossen wurde!

Der Spielbetrieb ging zunächst mit Freundschaftsspielen weiter, auch die ersten Erfolge stellten sich ein, doch meistens gingen die Spiele verloren. Da die Zuschauermassen während des Spiels laufend das Spielfeld betraten, mußte man unbedingt eine Platzumzäunung schaffen. Mit Hilfe des Försters Pleger waren bald die erforderlichen Bäume im Wald gefunden, gefällt und bearbeitet. Die Hände zeigten Blasen, die Arbeit schien kein Ende zu nehmen. Doch dann war auch die Platzumzäunung fertig. Doch nun blieben die Zuschauer weg. Dafür holten sie sich aber heimlich, still und leise das Holz der Umzäunung nach Hause! Nun ja, auch dadurch ließen sich die Kameraden nicht unterkriegen. Zuletzt wurde neben dem Platz ein Fahnenmast aufgestellt, und bei Sonnenschein, Schnee und Eis wehte stolz über dem Spielfeld die grün-weiße Fahne.

In der Zwischenzeit wurde das Vereinslokal gewechselt, man zog in die Gaststätte ZUR S-KURVE zu Tante Anna und Onkel Emil. Nicht weil man da besser den Kummer über die verlorenen Spiele herunterspülen konnte, nein, dazu war das Geld zu knapp, sondern weil zum einen das neue Vereinslokal vom Sportplatz aus am schnellsten zu erreichen war, zum anderen man sich bei Tante Anna und Onkel Emil auch wirklich wohlfühlte!

Im August 1932 begann dann der Ernst des Fußball-Lebens in Form von Punktspielen. Diese forderten von den Spielern Opfer und Kraft. Man war der 2. Klasse zugeteilt, eine 3. Klasse gab es damals noch nicht, und mußte nach Ketzin, Falkenhöh usw., alles kleine Ortschaften in der Mark, deren Fußballvereine dem damaligen Verband Brandenburgischer Ballspiel-Vereine angehörten. Die Fahrten zu den Spielen wurden meistens mit Fahrrädern zurückgelegt. Wer jemals in seinem Leben eine Radpartie durch den märkischen Sand unternahm, wird ermessen können, welche Kraft bereits vor dem Spiel verbraucht war. Kann es uns dann wundern, wenn so manches Spiel, das normal gewonnen worden wäre, verloren ging?

All zu hoch werden die Erwartungen wohl nicht gewesen sein. So gab es gleich im ersten Spiel gegen den Charlottenburger BC eine 1:5 Niederlage. In der Kritik sprach man von der

geringen Schulung der Gatower. Auch die nächsten 5 Spiele gegen Kahlbaum (1:8), SC Siegfried (1:10), Wustermark (0:5), Neuseegefeld (2:4) und Spitzenreiter GJC (0:6) gingen verloren, bevor am 16.10.1932 mit dem erste Sieg in einem Punktspiel gegen Dapolin (4:3) diesem Gegner die rote Laterne übergeben werden konnte. Gleich der nächste Sonntag brachte gegen Nauen einen weiteren Sieg (3:0), danach gab es jedoch drei weitere Niederlagen gegen Neufinkenkrug (2:7), Kahlbaum (2:4) und Siegfried (1:3). Am 18.12.1932 wurde der Letzte Dapolin mit 2:0 bezwungen, so daß man zum Jahreswechsel bei 6-18 Punkten und 18:55 Achter von 10 Vereinen war. Die Saison beendete man ebenfalls als Achter mit insgesamt 7-29 Punkten.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Gatower SV zu einer heimstarken Mannschaft. So mancher Spitzenverein der Staffel bekam es zu spüren. Gatow bekam einen Flugplatz, der zwar nur der deutschen Luftwaffe gehörte, die aber dem Verein in dieser Zeit so manchen Gastspieler zuführte! Damit hob sich nicht nur die Spielstärke der 1. Mannschaft, sondern darüber hinaus mußte 1938 noch eine 2. Mannschaft in den Spielbetrieb eingebaut werden.

Auch die Jugend sollte zu Ihrem Recht kommen und man stellte eine Jugend- und eine Schülermannschaft zusammen. Im Spieljahr 1934/35 stand die 1. Schülermannschaft im Endspiel um die Berliner Meisterschaft gegen Lichterfelde 12, nachdem einige Spandauer und Kladower Jugendliche hinzugekommen waren. Das Spiel wurde allerdings unglücklich mit 2:3 verloren, weil Kamerad v. Roy verletzt ausscheiden mußte und man damals noch nicht wechseln konnte. Viele dieser Spieler hielten dem Verein jahrzehntelang die Treue und spielten auch in den Männer- und Seniorenmannschaften.

Als im Herbst 1939 der 2. Weltkrieg begann, mußte so mancher Kamerad Heim, Familie, Gatow und den geliebten GSV verlassen, um nicht heimzukehren. Verschiedene örtlich begrenzte Vereine schlossen sich zu Interessengemeinschaften zusammen, um als Kriegsspielgemeinschaften den Fußballsport weiterhin zu pflegen. Der GSV als Vorortverein mußte auf einen Zusammenschluß verzichten. Durch Gastspieler verstärkt ging die 1. Mannschaft in den Punktekampf. Die älteren Spieler, die zum Militär mußten, wurden durch jüngere ersetzt. Im Herbst des Jahres 1941 beging man das 10. Stiftungsfest. Viele Urlauber fanden sich ein, um den Ehrentag der Gatower Fußball-Familie mitzuerleben. Man zeigte sich, der Zeit entsprechend, bescheiden. Auch die Festschrift war kein Glanzstück, sie konnte nicht gedruckt werden, man schrieb sie mit der Schreibmaschine und ließ den Text vervielfältigen. Das Jahr 1943, das der Heimat durch fortgesetzte Fliegerangriffe schwere Wunden schlug, ließ auch den Fußball in Gatow ruhen, der Verein mußte vom Spielbetrieb abgemeldet werden.
Quellen:- Festschrift zum 25. Stiftungsfest am 3.11.1956 (Norbert Ottenburger)
– Mitteilungen SC Gatow November 1962 (Reimar Constantin)
– Mitteilungsblatt zum 40. Stiftungsfest am 6.11.1971 (Manfred Müller, mm)
– Klaus Hamm
– Hans-Jürgen “Sohne” Sell
– Adolf WolterZusammengestellt von Gerrit Kähling

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